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Buddhismus. ZUR VOLKSKUNDE. LIII sophie, brachte sie aber mit noch größerer Entschiedenheit zur
Geltung. Er kleidete sie schon in seiner ersten Predigt, die er bei
Benares an dem Orte gehalten hat, der heute Sârnâth heißt (S. 226),
in die Form der vier heiligen Wahrheiten vom Leiden, von der Ent-
stehung
des Leidens, von der Aufhebung des Leidens und von dem
Wege, der zur Aufhebung des Leidens führt. Diese vier Wahr-
heiten
besagen: 1. unablässiges Leiden beherrscht die ganze Welt;
2. die Ursache des Leidens ist der Durst, d. h. die Begierde nach
Lust und Macht und der Wille zum Leben; 3. die Unterdrückung
der Begierden und des Willens zum Leben hebt unser Dasein und
damit das Leiden auf; 4. der Weg zur Aufhebung des Leidens ist
vollkommene innere Läuterung und streng sittliches Leben und
Streben. Eine Ergänzung der zweiten Wahrheit bildet die nicht
leicht verständliche Formel vom Kausalnexus des Entstehens,
über die hier nur zu bemerken ist, daß am Anfang der Kausalitäts-
reihe
das Nichtwissen steht, unter dem im alten Buddhismus ein-
fach
die Unkenntnis der vier heiligen Wahrheiten verstanden wurde.
Man sieht also, daß auch für Buddha die letzte Ursache alles Leidens
die Macht der Täuschung war, die dem Menschen das wahre Wesen
des Weltprozesses verhüllt. Wie Buddha mit dem Brahmanismus
in dem Glauben an den Kreislauf der Existenzen und an die nach-
wirkende
, Vergeltung heischende Kraft der Tat übereinstimmte, so
war auch für ihn die Erlösung abhängig von einer Erkenntnis, und
zwar von der Erkenntnis der vier heiligen Wahrheiten und des von
ihm gelehrten Kausalnexus. Dazu aber traten die höchsten mora-
lischen
Anforderungen; ohne schrankenlose Selbstaufopferung zum
Wohle der Mitgeschöpfe, ohne Vergebung des Unrechts, das einem
zugefügt ist, und ohne Feindesliebe ist nach Buddhas Lehre das Ziel
nicht zu erreichen. Der Hafen der Ruhe, in den der Erlöste aus dem
von Leiden durchstürmten Meere des Samsâra (S. L) sich rettet, ist
das Nirvâna. Wiewohl Buddha nach dem ganzen Zusammenhang
seiner Lehre darunter nur das Erlöschen der Existenz verstanden
haben kann, so hat er dies doch in wohlwollender Rücksichtnahme
auf menschliche Schwachheit nie ausgesprochen, sondern von seinen
Anhängern ausdrücklich den Verzicht auf das Wissen vom Sein oder
Nichtsein des Erlösten verlangt. Jeder Einzelne muß seine Erlösung
aus eigner Kraft bewirken; denn eine höhere Macht, die ihm dabei
helfen oder seine Sünden vergeben könnte, gibt es nicht. Wohl
glaubte Buddha, in den Anschauungen seines Volkes und seiner Zeit
befangen, an die Götter, Halbgötter und Dämonen der Volksreligion;
aber sie waren für ihn vergängliche, in den Samsâra gebannte Wesen,
die viel tiefer standen als der zum höchsten Ziele gelangte Mensch.
Das Dasein eines wirklichen Gottes hat er geleugnet, und erst in
späteren Phasen des Buddhismus treten übernatürliche Wesen auf,
die man als Götter bezeichnen kann. Der ursprüngliche Buddhis-
mus
kannte deshalb auch keinen eigentlichen Kultus, der spätere